Warum die NZZ am Sonntag die "letzte gedruckte Zeitung der Schweiz" sein will



In Wien dankte die stellvertretende NZZ-Chefredakteurin Anja Burri den Verlagsverantwortlichen, "dass sie auf Qualitätsjournalismus setzen - selbst wenn man für Print arbeitet".

Anja Burri, stellvertretende Chefredakteurin der "NZZ am Sonntag", nahm am Donnerstagabend beim European Publishing Award in Wien die Auszeichnung als "European Newspaper of the Year" in der Kategorie Wochenzeitung entgegen. Und sie verblüffte die Branchenkollegen mit ungewöhnlichen Worten.

Die besten Zeitungen Europas kommen in diesem Jahr aus Norwegen, Spanien, Belgien und den Niederlanden. Es nahmen 138 Zeitungen aus 22 Ländern am 24. European Newspaper Award teil. In den 19 Kategorien des Wettbewerbs gab es mehr als 4.000 Einreichungen. Er ist damit einer der größten Wettbewerbe zum Thema Zeitungsdesign weltweit.

Die Preise wurden am Donnerstagabend als ein Höhepunkt des diesjährigen European Publishing Congress von Award-Gründer Norbert Küpper überreicht. Ausgezeichnet wurden neben der "NZZ am Sonntag" in der Wochenzeitungskategorie unter anderem die spanische Lokalzeitung "Las Provincias" sowie "Bergens Tidende" aus Norwegen (Kategorie Regionalzeitung).

Für die Schweizer war Anja Burri aus Zürich angereist. Sie strich vor den versammelten Branchenkollegen noch einmal die besondere Redaktionskultur der rund 60-köpfigen Truppe der Sonntagszeitung hervor. Bei der Auswahl der Themen setzt man auf originelle Zugänge und außergewöhnliche Blickwinkel, bei der Optik auf Mut zur Reduktion. Gestaltet wird die "NZZ am Sonntag" in einem fast schon nostalgisch ausgeruhten Prozess, bei der jede einzelne Zeitungsseite von der Art Direktion noch per Stift und Papier gezeichnet und fürs Layout angelegt wird.

Die Entgegennahmne der Auszeichung als "European Newspaper of the Year" verband Anja Burri mit einem Gruß an das Mutterhaus der Neuen Zürcher Zeitung, wo man die "NZZ am Sonntag" im März 2002 gestartet hatte.

In Wien dankte die stellvertretende Chefredakteurin den Verlagsverantwortlichen, "dass sie auf Qualitätsjournalismus setzen - selbst wenn man für Print arbeitet".

Am gedruckten Erscheinen möchte die "NZZ am Sonntag" - trotz eines herausfordernden Umfelds, bei dem Mitbewerber schon ihre Sonntagsausgaben einstellen - tapfer weiter fest - und das Journalisten-handwerklich aufwändige Arbeiten hochhalten.

Verblüffung löste Anja Burri mit ihrer Wortwahl aus: "Die NZZ will die letzte gedruckte Zeitung in der Schweiz sein", sagt die stellvertretende Chefredakteurin beim European Publishing Congress 2023 in Wien.