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Themen und Sprecher


Der European Publishing Congress findet am 19. und 20. Juni 2024 in Wien statt. Die besten Medienmacherinnen und -macher Europas präsentieren ihre Strategien und sprechen über die Zukunft der Branche.

 

Wie der „Spiegel“ KI beim Factchecking einsetzt

„KI schreibt bei uns keine Artikel, das können wir selber“, sagt Ole Reißmann klipp und klar. Der Journalist mit einem erkennbaren Hang zu Internet und Technologie im Lebenslauf ist seit Jahresbeginn KI-Chef beim „Spiegel“. Reißmann kümmert sich mit einem Team von fünf Leuten um die KI-Projekte der Redaktion und des Verlages. Zum Beispiel arbeitet die Dokumentationsabteilung an der KI-gestützten Überprüfung einfacher Fakten. Zum einen, um den Dokumentaren mehr Zeit für anspruchsvolle Recherchen zu ermöglichen, zum anderen zur besseren Absicherung jener Artikel, die bisher aus Zeitgründen nicht von den Faktcheckern überprüft werden können.

Daneben experimentiert der „Spiegel“ viel mit KI. Bei einem dieser Experimente werden Texte in Podcasts verwandelt und dann in Russisch und Türkisch übersetzt. „Wir wissen noch nicht, ob die Qualität am Ende stimmen wird und ob es überhaupt einen Markt gibt, aber Erfahrungen sammeln wir in jedem Fall“, sagt Reißmann. Welche Erfahrungen der „Spiegel“ mit KI bisher gemacht hat und welche nächsten Schwerpunkte in Hamburg gesetzt werden, erzählt Ole Reißmann in Wien.

Die KI schreibt schon elf Prozent der Artikel

Die Kölner Stadt-Anzeiger Medien sind beim Thema Künstliche Intelligenz sehr weit. Elf Prozent der Artikel werden bereits von der KI geschrieben. Auch für die Empfehlung von Texten wird die Technologie eingesetzt, ebenso beim taggen, beim verschlagworten und in der Bildredaktion. Im Vertrieb setzt man auf eine dynamische Paywall. Welche Erfahrungen das Medienhaus mit KI gemacht hat, was als nächstes geplant ist und warum man ChatGPT und Co. nicht blockt, erklärt CEO Thomas Schultz-Homberg.

Der Einsatz von KI beim Kölner Stadt-Anzeiger und die Strategie von CEO Thomas Schultz-Homberg sind auch Titelthema bei „kress pro“ 1/2024. Mehr dazu hier.

Entwickeln oder zukaufen?
KI in der Unternehmensstrategie von Heise

Die Schnittstelle von Redaktion zu Social Media ist längst unverzichtbar, obwohl sie zugleich unverhältnismäßig hohe Ressourcen bindet. Heise sicherte sich durch einen Unternehmenszukauf eine intelligente KI-Anwendungen und rollt diese nun über alle Medien aus. Welche Wachstumsstrategie das deutsche Medienhaus verfolgt und welche Rolle KI dabei hat, erklärt Ansgar Heise.

Ansgar Heise ist Geschäftsführender Gesellschafter der Heise Group. 2024 wurde er von „kress“ als „Medienmanager des Jahres“ ausgezeichnet.

Viel KI, null Print:
Bei einem „Hackathon“ die Zukunft gestalten

Hans Dichand machte die „Krone“ zur größten Zeitung Österreichs mit einer nationalen Reichweite von mehr als 40 Prozent. Inzwischen altern die Kunden wie bei vielen anderen Medien auch. Und sie werden weniger. Wie gelingt es, die nächste Generation zu gewinnen? Die „Krone“ hat diese Aufgabe bei einem „Hackathon“ 30 jungen Menschen gestellt. Vorab: Die gedruckte Zeitung kam in keinem Konzept vor, dafür spielte KI praktisch bei allen eine zentrale Rolle. Welche Schlüsse die „Kronen Zeitung“ zieht und welche Ideen nun weiterverfolgt werden, zeigen Clara-Milena Steiner und Jennifer Kapellari.

Clara Milena Steiner, ist Chefin vom Dienst und Leiterin des Politikressorts der „Krone“ in Kärnten.
Jennifer Kapellari ist Redakteurin der „Krone“ in Kärnten und moderiert den Tiktok-Kanal für die „Krone“.

Welche KI-Fähigkeiten brauchen Medienhäuser künftig?

Die „Axel Springer Academy of Journalism and Technology“ bildet Journalistenschüler und Tech-Studenten für die Zukunft der Springer-Medien aus. Worauf Springer bei der Auswahl der künftigen Mitarbeiter Wert legt und wie der Medienkonzern insbesondere das interdisziplinäre Wissen der jungen Leute fördert, erklärt COO Lars Moll. Zugleich präsentiert der Medienmanager beeindruckende KI- und AR-Projekte, die an der Academy entwickelt wurden.

Lars Moll arbeitet seit mehr als 15 Jahren als Medienmanager für Gruner+Jahr und Axel Springer. Zuletzt verantwortete er die digitalen Angebote von „Bild“ und „Welt“. Als COO der Axel Springer Academy leitet er das Tech Programm, die Upskilling-Angebote, Strategische Partnerschaften und das internationale Knowledge Network.

KI und generative Sprachmodelle:
Wie Medienhäuser jetzt klug investieren

Investitionsentscheidungen beim Thema KI und generative Sprachmodelle sind extrem herausfordernd. Wie Medienhäuser im aktuellen Umfeld ihre Zukunft gestalten und zugleich teure Investitionsruinen vermeiden, erklärt Gerhard Kürner. Er gilt als einer der Top-Experten in Sachen KI. Kürner berät die APA, die Tiroler Tageszeitung, Russ Media und andere Medienhäuser.

Gerhard Kürner ist Geschäftsführender Gesellschafter des österreichischen Softwareunternehmens 506.ai, das bereits seit Jahren KI-Lösungen entwickelt.

Warum die „Jungfrau Zeitung“ Print eingestellt und ChatGPT verboten hat

Bis 2020 erschien die Schweizer „Jungfrau Zeitung“ zweimal wöchentlich gedruckt, bevor Verleger Urs Gossweiler die lokale Abo-Zeitung auf eine rein digitale Verbreitung umgestellte hat. Neben der Website wird inzwischen täglich ein E-Paper mit 40 Seiten publiziert. Die Redaktion führt nicht mehr eine Chefredaktion, sondern ein Tagesverantwortlicher. Der Schweizer Verleger erklärt, wie sich das Projekt finanziert und warum er die Verwendung von ChatGPT verboten hat.

Urs Gossweiler ist Verleger der „Jungfrau Zeitung“, die im Raum Bern nur mehr digital erscheint.

Europas beste Multimedia-Redaktionen und ihre herausragenden Projekte

Zunehmend mehr Zeitungsverlage betreiben inzwischen Multimedia-Redaktionen. Und diese leisten außergewöhnliche Arbeit. De Volkskrant fällt dabei durch ausgefeilte Crossmedia-Projekte auf. Infografiken werden kanalgerecht digital und gedruckt erstellt. Die Neue Zürcher Zeitung setzt verstärkt auf Nachrichten-Videos mit animierten Infografiken. Die Financial Times verwendet Satellitenbilder, um über illegale Öltransporte nach Nordkorea zu berichten. Und Helsingin Sanomat dokumentiert in beeindruckenden Multimedia-Projekten den Überfall Russlands auf die Ukraine. Norbert Küpper zeigt, welche Zeitungshäuser sowohl die gedruckten als auch die digitalen Kanäle auffallend gut beherrschen und damit Vorbild für andere sind.

Norbert Küpper ist Zeitungsdesigner in Deutschland. Er hat vor 25 Jahren den European Newspaper Award und den European Newspaper Congress gegründet.
European Weekly Newspaper of the Year

Unverwechselbar in Print und Digital

Kein Junkfood für den schnellen Konsum: Die Wochenzeitung „der Freitag“ setzt auf ein klares, aufgeräumtes und elegantes Layout und den „zweiten Blick“ auf die Dinge. Hintergründe, Analyse und Debatten zum aktuellen Tagesgeschehen prägen das Blatt und den Onlineauftritt. Eine Besonderheit im Layout ist der vielfältige Einsatz von Illustrationen. Sie heben Themenschwerpunkte, Debatten und Sonderausgaben hervor. Auch durch die originellen Themensetzungen wird eine unverwechselbare Agenda geschaffen. 2022 hat der Freitag seinen Online-Auftritt überarbeitet und sein digitales Angebot deutlich erweitert. Im Juni 2023 wurde ein erneuertes Editorial Design eingeführt. „der Freitag“ erscheint im Rheinischen Format und wird in Berlin herausgegeben. Die verkaufte Auflage beträgt knapp über 25.000 Exemplare. Das Team besteht aus 18 festen Redaktionsmitgliedern und 7 Kolleginnen und Kollegen im Art-Department.

Chefredakteur Philip Grassmann, Lisa Kolbe und Christian Bobsien vom Art-Department präsentieren Konzept und Strategie von „der Freitag“.
European Daily Newspaper of the Year

Ein Vorbild von der ersten bis zur letzten Seite

"Naftemporiki" gilt als die wichtigste Tageszeitung Griechenlands im Finanz- und Schifffahrtssektor. Sie hat ein seriöses und elegantes Layout. Die verwendeten Schriftarten, das Seitenlayout und die Infografiken sind hervorragend. Die Gestaltung der Titelseite ist sehr abwechslungsreich: Mal gibt es große Schlagzeilen und kleinere Abbildungen, mal dominiert ein großes Bild und bei besonderen Ereignissen wird ein Foto darunter und die Schlagzeile darüber platziert. Große Themen werden auf Doppelseiten präsentiert und oft in verschiedene Abschnitte unterteilt, um den Inhalt schnell und übersichtlich darzustellen. "Naftemporiki" erscheint im Tabloid-Format mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren. Sie beschäftigt 25 Redakteure, 5 Seitenredakteure, 1 Fotoredakteur und 6 Layouter.

Dimitris Nikas, Design Director von "Naftemporiki" (GR), wird das Redesign, das Konzept der Titel- und Innenseiten, der Beilagen und Sonderausgaben vorstellen.

Die nächste große Sache im Publishing?
Wie WhatsApp-Kanäle die Branche aufmischen

Kurzfristiger Hype oder neue Chancen? Nachdem Facebook als Distributionskanal immer mehr an Bedeutung verliert, richtet sich der Blick der Publisher derzeit verstärkt in Richtung WhatsApp. Denn mit den WhatsApp-Kanälen hat Meta nun eine Möglichkeit geschaffen, Botschaften direkt in den persönlichsten Stream der Menschen zu bringen. Mit welcher Strategie BurdaForward mit seinen Kanälen bereits über eine Million Follower erreicht und welche ersten Learnings sich aus der Praxis ableiten lassen, erklärt Simone Wagner.

Simone Wagner ist Director Publisher Network bei BurdaForward und sorgt mit rund 100 Content-Kooperationspartnern für eine einzigartige Breite und Tiefe an Themen auf FOCUS online, CHIP.de und BUNTE.de
European National Newspaper of the Year

Die Aufgaben multidisziplinärer Teams in der Redaktion

Mit Typografie, Fotografie und Illustrationen schafft "nrc" einen überzeugenden Auftritt: jung, dynamisch, zukunftsorientierten. Der niederländischen Zeitung gelingt auf allen Kanälen ein frisches und klares Design - auf Papier ebenso, wie online, auf Socials bis hin zu Podcasts. Der Fortbestand von Papier ist auch bei „nrc“ ungewiss. Daher ist in diesem Jahr digital first ein noch bedeutenderes Thema im Newsroom von „nrc“ geworden. Enorme Wichtigkeit wird der Bildung multidisziplinärer Teams zugeordnet. Aber wie bildet man solche Teams und wie wird sichergestellt, dass ihre visuelle Identität überall sichtbar bleibt? Und nebenbei: Wie schafft man es, dass die Qualität auf Papier in einer digitalen Nachrichtenredaktion hoch bleibt? „nrc“ erscheint in Amsterdam im Tabloid-Format und hat 298.000 Abonnenten. Die Zeitung beschäftigt 266 Redakteure, 11 Fotoredakteure und 26 Layouter. Neben den angestellten Fotografen und Layoutern gibt es auch freie Mitarbeiter, ohne deren kreative Arbeit die Produktion kaum möglich wäre.

Anne-Marije Vendeville, Artdirector von „nrc“, wird das Konzept von Europas „National Newspaper of the Year“ vorstellen.
European Regional Newspaper of the Year

Nach dem Relaunch: Vom Vollformat zu Tabloid

Viele Jahre blieb beim „Tagesspielgel“ das Print-Layout unangetastet: Vollformat im Look einer seriösen überregionalen Zeitung. Innovatives fand weitgehend online statt. Der Newsletter „Checkpoint“ gilt als Vorbild für viele lokale Newsletter in Deutschland. 2022 hat sich der „Tagesspiegel“ dann intensiv der Print-Ausgabe zugewandt. Das Ergebnis ist eine seriöse Zeitung mit überregionalem Anspruch, nun aber im Tabloid-Format.
Der Tagesspiegel verknüpft durch Vertikalität digitale und gedruckte Berichterstattung: Die Printausgabe bietet zuverlässige Informationen in kompakter Form, während online tiefgehende Analysen und Fachbriefings für spezialisiertes Wissen sorgen. Neue Verbindungen zwischen digitalen und analogen Inhalten wurden sowohl online, z.B. durch Scrollytelling, als auch offline, durch die Einbindung digitaler Formate in die Zeitung, geschaffen. Damit wollen wir den unterschiedlichen Informationsbedürfnissen der Leserschaft gerecht werden.
Schon heute erscheint die Hälfte der Auflage als ePaper, die Reichweite von tagesspiegel.de ist zu 80 Prozent überregional und die Chancen stehen gut, auch mit der Printausgabe neue Zielgruppen nicht nur in Berlin, sondern überall in Deutschland zu erreichen. Der gedruckte „Tagesspiegel“ erscheint in Berlin mit einer verkauften Auflage von 100.504 Exemplaren, davon mehr als 52.000 als E-Paper. Die Website tagesspiegel.de gehört mit aktuell 9,2 Millionen Unique Usern (agof daily digital facts 04/2023, Monat März 2023) zu den Top 10 der reichweitenstärksten Nachrichtenangebote in Deutschland.

Beim „Tagesspiegel“ kümmert sich die gesamte Redaktion bestehend aus rund 300 Personen sowohl um die gedruckte Zeitung als auch um die digitalen Angebote – Website, Newsletter, Fachbriefings, Podcasts, Social Media, App. Darunter sind die beiden Heads of Visual Department, 6 Personen in der Art-Direktion (Online & Print), 8 in der Bildredaktion, sowie 6 im Layout.
Das Konzept des „Tagesspiegel“ vorstellen werden Chefredakteur Christian Tretbar, sowie Katrin Schuber und Manuel Kostrzynski, Art Direktoren und Leitungsduo des Visual Departments.

Wer bestimmt den Diskurs?

Was ist heute Öffentlichkeit? Die Medien besitzen längst nicht mehr das Privileg, als Navigator in der Bevölkerung allgemein anerkannt zu sein. Sie haben viel Vertrauen in der Bevölkerung eingebüßt – durch soziale Medien, in denen Influencer Meinungen bestimmen, und in denen es immer wieder konzertierten Fake-News-Akteuren gelingt, falsche Narrative zu setzen. Die Konkurrenz durch jene, die nicht nüchtern einordnen, sondern vielmehr desinformieren wollen, wächst. Und sie beeinflusst Wahlergebnisse zugunsten von Populisten.
Wie kann es uns als etablierten Medien gelingen, die Deutungshoheit zu bewahren? Wie bleiben wir weiterhin relevant, finden Gehör bei den Bürgerinnen und Bürgern? Wie schaffen wir es, dass Sie uns weiter ihr Vertrauen schenken und uns als relevant genug erachten, um uns zu abonnieren?

Die stellvertretende Chefredakteurin des gemeinnützigen Medienhauses CORRECTIV, Anette Dowideit, zeigt Wege aus der Vertrauenskrise auf. Foto: Ivo Mayr/CORRECTIV

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